(Lernen 1 von 4)
Bist du der kreative Lerntyp? Der akustische, der visuelle oder der fühlende Lerntyp? Hast du dich schon mal gefragt, ob an Lerntypen wirklich was dran ist? Ich zeige dir Methoden zum Lernen, die für JEDEN am besten funktionieren!
- Einführung
- #1: Erneutes Lesen
- #2: Highlighting (Markieren und Unterstreichen)
- #3: Zusammenfassen (Skript schreiben)
- Fazit
An den Lerntypen ist wirklich was dran. Nur, macht es kein Unterschied welcher Lerntyp du bist… Auf deinen Studienerfolg wirkt sich dein Lerntyp nämlich nicht signifikant aus.
„The overall findings showed no significant differences between students’ achievement level according to their learning styles.“
Akkoyunlu & Yilmaz-Soylu (2008)
Ich habe akzeptiert dass ich keine Ausnahme bin und aufgehört meinen optimalen Lerntyp zu finden. Die effektivsten Lernmethoden für alle funktionieren auch bei mir.
Die Infos zu den Lerntechniken basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ich beziehe mich primär auf die Metastudie von Dunlosky et al. (2013).
Lerntechnik #1: Erneutes Lesen
Das Lesen und erneute Lesen gehört zu den beliebtesten Lernmethoden von Studenten und Schülern weltweit. Es gibt eine menge Studien die das belegen, ich werde aber nicht im Detail auf diese Studien eingehen, sondern mich auf die Metaanalyse von Dunlosky et al. (2013) beziehen. Diese Wissenschaftler haben hunderte von Primärstudien analysiert und untersucht. Sie fassen in ihrer Metaanalyse die Ergebnisse dieser Primärstudien zusammen.
John Dunlosky und Kollgegen stufen erneutes Lesen als wenig effektiv ein.
- „A wealth of research has shown that passive repetitive reading produces little or no benefit for learning“
- „Yet not only was repetitive reading the most frequently listed strategy, it was also the strategy most often listet as students‘ number one choice, by a large margin.
Wenn du Dinge erneut und erneut liest, kannst du dadurch etwas lernen, du wirst aber viel länger brauchen als mit anderen Lernmethoden. Der relative Nachteil des erneuten Lesens gegenüber anderen Methoden ist der größte Nachteil, der gegen das erneute Lesen spricht.
Außerdem tut sich hier ein mögliches Problem auf:
- Du bist durch das erneute Lesen mit dem Inhalt vertraut, und glaubst ihn gelernt zu haben. Du bist dann kurz davor in die Falle zu tappen.
- Wenn du den Text dann in eigenen Worten wiedergeben sollst wird es schwierig.
- Du denkst zwar, dass du den Inhalt gelernt hast, in Wirklichkeit ist der Inhalt dir aber lediglich vertraut.
Wenn du gerne liest und erneut liest kannst du das gerne machen, das will ich dir nicht absprechen. Du kannst dann einfach im Hinterkopf haben, dass du vielleicht deutlich mehr aus deiner Zeit herausholen kannst.
Lerntechnik #2: Highlighting (Markieren und Unterstreichen)
Dauerhaft gelernt hat man dann fast gar nichts.
Unterstreichen und Markieren von Text gehört zu den beliebtesten Lerntechniken der Welt. Hier ist eine Liste mit Studien die das festgestellt haben:
- Bell & Limber (2010)
- Lonka et al. (1994)
- Nist & Kirby (1994)
- Cioffi et al. (1989)
- Gurung et al. (2010)
- Dunlosky, Rawson, Marsh, Nathan & Willingham (2013)
Ich werde nicht im Detail auf diese Studien eingehen und mich primär auf die Metaanalyse von Dunlosky, Rawson, Marsh, Nathan & Willingham (2013) beziehen.
Markieren und Unterstreichen ist als Methode zum Lernen eher ungeeignet. Warum?
- Wenn man das Markieren und Unterstreichen mit anderen Techniken kombiniert, kann es durchaus sinnvoll sein, etwa um Notizen zu strukturieren oder Karteikarten zu erstellen.
- Wenn man das Highlighting jedoch als eigenständige Lerntechnik sieht, unabhängig vom Zusammenfassen oder Active Recall, dann ist sie sehr ineffektiv. Dunlosky und Kollegen bewerten die Effektivität von Highlighting als gering.
Markieren und Unterstreichen ist als Lernmethode eher ungeeignet, aber gut kombinierbar mit dem erstellen von Karteikarten oder dem Zettelkasten-Prinzip, um flüchtige Gedanken festzuhalten. Um etwas zu Lernen ist Unterstreichen nicht geeignet. Du kannst dir durch Unterstreichen einen besseren Überblick verschaffen.
„On the basis of available evidence, we rate highlighting and underlining as having low utility. In most situations […] highlighting does little to boost performance […] It may actually hurt performance on higher-level tasks that require inference making.“
Dunlosky et al. (2013)
Da wir es aber aus unerfindlichen Gründen immer wieder enorm ansprechend finden mit buntstiften und schönen Textmarkern in unseren Skripten und Vorlesungsfolien herumzumalen, empfehlen Dunlosky, Rawson, Marsh, Nathan & Willingham (2013), dass zukünftige Forschung darauf ausgerichtet werden sollte, Studenten und Schülern effektives Unterstreichen beizubringen (da sie eh nicht damit aufhören werden, auch wenn es ineffektiv ist).
Da muss ich eingestehen, bin auch ich schuldig. Ich habe mein Skript für A&O Psychologie in den buntesten Farben markiert (wenn auch mit dem Ziel, die Antwort auf der Karteikartenrückseite dann schneller zu sehen, und nicht als primäre Lernmethode)
„Future research should be aimed at teaching students how to highlight effectively, given that students are likely to continue to use this popular technique despite its relative ineffectiveness.“
Dunlosky et al. (2013)
Lerntechnik #3: Zusammenfassen (Skript schreiben)
Insgesamt ist nach Dunlosky et al. (2013) das Zusammenfassen eine wenig effektive Lernmethode. Aber:
Die Qualität der zusammengefassten Notizen variiert stark, deshalb ist es kompliziert die Qualität hierzu zu messen. Wenn du gut darin bist, Inhalte in eigenen Worten schriftlich zusammenzufassen, dann ist das eine Lernmethode, die du anwenden kannst.
Wenn du ein Skript schreibst, wist du schnell merken, ob du etwas verstanden hast. Denn: Erst wenn du etwas wirklich verstanden hast, dann kannst du es auch in eigenen Worten erklären oder aufschreiben.
Die Lektüre mit dem Stift in der Hand hält einen in der Tat auf, aber nur in dem Sinne, dass sie einen auf Unverstandenes hinweist und zum Nachdenken zwingt. Natürlich kann man den Prozess beschleunigen, indem man diesen Schritt überspringt – aber dann kann man sich die Mühe auch gleich ganz sparen.
Sönke Ahrens – „Das Zettelkasten-Prinzip“
Dunlosky und Kollegen schreiben dazu in ihrem Paper, dass sie die Nützlichkeit vom Zusammenfassen als niedrig bewerten.
„On the basis of the available evidence, we rate summarization as low utility. It can be an effective learning strategy for learners who are already skilled at summarizing; however, many learners (including children, high school students, and even some undergraduates) will require extensive training, which makes this strategy less feasible.“
Dunlosky et al. (2013)
Wenn du geübt darin bist Zusammenfassungen in eigenen Worten zu erstellen, dann kannst du guten Gewissens weiterhin Zusammenfassungen erstellen. Klaro! Kannst du auch so 😉
Insgesamt ist das Zusammenfassen aber eine Lernmethode die viel Übung und richtiges Vorgehen erfordert, damit du deine Zeit gut nutzt.
Fazit
Hier siehst du eine Tabelle, welche die Unterschiedlichen Lerntechniken im Bezug auf ihre Nützlichkeit und Generalisierbarkeit bewertet.
Wenn du mehr aus deiner Zeit herausholen willst, dann solltest du zu den effektivsten Lerntechniken wechseln. Active Recall und Spaced Repetition.
→ mit Active Recall lernen
Danke an Ali Abdaal der mir mit seinem Video zu effektiven Lerntechniken den Beginn meines Studiums erleichtert hat.